Observatorium

Der Charakter des Buches ist wesentlich vom Herstellungsprozess im Künstleratelier geprägt. Die Seiten – hochwertiges Zeichnungspapier – wurden einzeln gedruckt und anschliessend zu einer assoziativen Abfolge von Bildern zusammengefügt und von Hand gebunden.
Elsbeth Bönigers Werk ist gekennzeichnet durch die Auseinandersetzung mit dem Medium der Malerei, der Stofflichkeit der Farbe und der Grenze zwischen Bild und Plastik. Durch die Inszenierung der Wirkung von Farbe nach physikalischen und chemischen Gesetzen macht Böniger die Farbe als Material auf radikale Weise zum künstlerischen Thema.
Böniger ersetzt die konventionellen Öl- und Acrylfarben durch Industriefarben wie beispielsweise Autolack, Asphalt, Silikon und Rostschutzfarbe und verändert die Art des Farbauftrags mit dem Ersatz der Leinwand durch Bildträger aus dem industriellen Kontext wie Aluplatten, Wabenkartons, Warenpaletten und Surfbretter. Der Pinsel wird durch Spachtel, Bürste, Hände und Lappen abgelöst. Es entsteht die Werkgruppe der monochromen Bilder, die aus mehreren übereinander gelegten Farbschichten aufgebaut sind. Die texturierten und großformatigen Arbeiten verändern in gedruckter Form ihre ursprünglichen Qualitäten.Es schien daher sinnvoll, originale Seiten einzufügen, auf welchen der Farbauftrag, die Struktur und Oberfläche haptisch und visuell erfahrbar werden.
Mit den beiden vorliegenden Editionen wird eine Reihe gemeinsamer Publikationen von Christian Indermühle und Elsbeth Böniger fortgesetzt. Die zwei Künstlerbücher sind als je eigenständige Positionen zu verstehen, korrespondieren aber – nach langjähriger, konzeptueller Zusammenarbeit der Künstler – miteinander.
Mit Texten von: Joya Indermühle / Tobias Baitsch / Nadine Olonetzky /Noelle Pia